BUND Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald

Kleinstlebewesen im Biddersbach auf der Spur

21. Juli 2022 | Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Chemie, Naturschutz

Citizen-Science Projekt FLOW liefert Daten für deutschlandweite Datenbank

Strudelwürmer aus dem Biddersbach  (Foto: © Sabine Ehlenbeck)

Wir befinden uns an einem Abschnitt des Biddersbachs in Wiesenbach. Gerade verschafft sich eine Gruppe einen Gesamtüberblick, um dann detailliertere Daten zu seinem ökologischen Zustand zu gewinnen. „Die Gruppe“, das sind freiwillige Bürger*innen und Naturschützer*innen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), die sich vorgenommen haben, den Bach auf Herz und Nieren zu untersuchen.

Den ökologischen Zustand bestimmen

Bewertet wird vom Ufer aus die Gewässerstruktur – sind zum Beispiel der Lauf, das Ufer, die Sohle, das Substrat und die begleitende Vegetation naturnah oder vom Menschen überformt? Danach wird eine Wasserprobe genommen, um die chemisch-physikalischen Eigenschaften festzustellen. Neben der Temperatur, dem Sauerstoffgehalt und dem pH-Wert werden auch Nitrat- und Phosphatgehalte bestimmt. Und schließlich kommt der Kescher zum Einsatz und alle sind gespannt, was denn im Eimer landen wird. Der Inhalt des Eimers wird auch sofort vor Ort untersucht und bestimmt. Dafür stehen Tische mit Binokularen bereit. Es handelt sich um verschiedenste wirbellose Kleinstlebewesen des Gewässergrunds, die als Bioindikatoren herangezogen werden um die generelle Pestizidbelastung des Abschnitts zu bewerten.

Ein Mitmach-Projekt

Dr. Dirk Jürgensen, der sich im FLOW-Projekt engagiert: „Zwei Mal im Jahr gehen wir raus und führen all diese Untersuchungen aus, um über den Zustand der Bäche in Deutschland besser Bescheid zu wissen und mittel- bis langfristig geeignete Maßnahmen zu ihrer Verbesserung empfehlen zu können“. Am Biddersbach hat die Gruppe die diesjährigen Messungen nun abgeschlossen und sie wird sich auch nächstes Jahr wieder dahin aufmachen. In den kommenden Wochen und Monaten werden die Daten ausgewertet und für die deutschlandweite Datenbank bereitgestellt. Im nächsten Frühjahr wird wieder eine Schulung stattfinden, um Interessierte in das Thema einzuarbeiten. Diese können dann zwischen April und Juni 2023 mit an den Bach.

Unseren Gewässern geht es schlecht

Bis 2027 müssen unsere Gewässer laut einer EU-Richtlinie einen guten ökologischen Zustand erreichen. Die allermeisten größeren Gewässer in Deutschland erreichen dieses Ziel wohl nicht. „Obwohl es bereits Hinweise aus Pilotstudien gibt, dass es auch den kleinen Gewässern hierzulande schlecht geht, fehlen schlicht noch Daten. Dabei sind sie es, die unsere Landschaften in weiten Teilen durchziehen und sie mit den großen Flüssen und schließlich dem Meer verbinden“ erklärt Bianca Räpple, Regionalgeschäftsführerin des BUND Rhein-Neckar-Odenwald. Das FLOW-Projekt setzt hier an. Es werden Methoden herangezogen, die den Anforderungen der EU-Richtlinie entsprechen, um die Belastungen zu identifizieren. „Das ist ein wertvoller Ansatz, der noch dazu die Menschen wieder an ihren Bach führt“, so Räpple abschließend.

Hintergrund

"Citizen Science" oder zu Deutsch „Bürgerwissenschaften“ bedeutet, dass Bürger*innen sich aktiv an einem Forschungsprojekt beteiligen können. FLOW ist ein Projekt des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) Leipzig und des BUND. Das FLOW-Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die wissenschaftliche Grundlage für das FLOW-Projekt ist das nationale Kleingewässermonitoring (KgM) des UFZ Leipzig, welches Vergleichsdaten für die FLOW-Beprobungen liefert.

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